Annual report of the Society for the History of the Germans in Maryland, 1st-6th, Vol. 1-6, Part 25

Author: Society for the History of the Germans in Maryland
Publication date: 1887
Publisher: Baltimore, Society for the History of the Germans in Maryland
Number of Pages: 732


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Und lachet Dich der Stolz der Stadt, der Druid Hill Park so lieblich an. Den hat aus roher Wildniss einst erschatten uns ein deutscher Mann ; Und jede Veste an der Bai errichtete zu Schutz und Wehr


Vor vielen Jahren dieser Stadt ein tucht'ger deutscher Ingenieur.


Und als der Feind mit vielem Volke sich nahen wollte dieser Stadt,


War es ein Mann ans deutschem Stamme, der jenes Fort vertheidigt hat. Bei North Point schhigen sie die Schlacht; der Feind kam nicht nach Baltimore.


Es schob ein Mann aus deutschem Stamme ihm einen Eisenriegel vor. So spricht zu uns ein jedes Haus, an dem ein Deutscher mitgebaut.


So kündet's jede Strasse Dem, der off'nen Blickes sie beschant,


So kündet's uns manch mächt'ger Schlot, aus dem der Rauch zum Hin- mel steigt.


So kündet's der Geschichte Buch, wenn auch der Menschen Missgunst schweigt :


Und desshalb braucht der Deutsche hier die Spotter gar nicht zu befehden. Wenn Menschen schweigen, heisst es ja, da werden laut die Steine reden." Isidor Locwenthal.


Is vor 160 Jahren ,, Baltimore Town" ant östlichen Arm des Patapsco vermessen und gegründet wurde, waren auf dem Gebiete, welches hente das Häusermeer von Baltimore


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bedeckt, schon verschiedene deutsche Pflanzer angesiedelt : wir dürfen deshalb mit Stolz von unseren Landsleuten sagen, dass sie an der Wiege dieser Stadt gesessen. Ein Deutscher, Namens Mohl, dessen Nachkommen sich heute Moale nennen, verhinderte sogar durch seinen Starrsinn, dass die Stadt am linken Ufer des östlichen Flussarmes und nicht auf der Halb- insel, deren Spitze hente Fort McHenry bildet, angelegt wurde. Die Namen "Moale's Point," " Lowdenslager's Hill" und "Stri- ger's Meadow" sind alter, als die Stadt Baltimore und auf dem ersten Stadtplan finden wir bereits eine Germanstr. Lane und eine Uhler's Alley verzeichnet. Welche Bedentung das Deutsch- thum von allem Anfange an in Baltimore hatte, ist daraus zn ersehen, dass von den sieben ersten Stadtrathen vier - Jacob Sterrett, Engelhardt Yeyser, George Lindenberger und Peter Hoffmann - Deutsche waren.


Als Gouverneur Sharpe im Sommer des Jahres 1753 nach Maryland kam, besuchte er kaum wenige Monate später unsere Stadt und schrieb am 2. Mai 1754 an den Grundherrn, Lord Baltimore in England: ,,Ich habe seit meiner Ankunft die Gelegenheit wahrgenommen, die Stadt Baltimore zu besuchen. welche in der That das Ansehen des blühendsten Ortes der Provinz hat; doch meinen Erwartungen hat sie nicht entspro- chen, denn sie kann weder an Zahl der Hanser, noch in der Bevölkerung mit Annapolis rivalisiren und was die Lage be- trifft, so steht sie weit hinter dieser Stadt zurück. Wenn man jedoch die Handelsverhältnisse und das weit ausgedehnte Hin- terland berücksichtigt, so stellt sich die Sache weit günstiger für Baltimore. Würden einige reiche Herren sich dort nieder- lassen und sich dem Handel widmen, so wurde es bald ein blühender Ort werden, aber weil bis jetzt wenige, ausser den Deutschen, welche im Allgemeinen wohlhabend sind, sich dort niedergelassen haben und sich anzusiedeln Neigung zeigen, so befürchte ich, dass aus dem Orte nicht viel werden wird."


. Diese ersten deutschen Kaufleute unserer Stadt, deren Na- men uns nicht erhalten geblieben sind, waren ohne Zweifel über Pennsylvanien, eingewandert, aber ihr Unternehmungs- geist machte gar bald eine direkte Einwanderung möglich und Baltimore war kaum 25 Jahre alt, so begannen schon die ersten Einwanderer hier zu landen, Annapolis war aber immer noch der Haupthafen, bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts.


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Beim Ausbruche der Revolution hatte Baltimore die Provin- zialhauptstadt weit überflügelt und wie viel davon auf Rech- nung des Deutschthums kam, geht daraus hervor, dass das- selbe schon stark genug war, um dem Colonialheere ein Regi- ment unter dem Obersten Weltner zu stellen. Als der Colo- nial-Congress 1776 aus Philadelphia fluchten musste, konnte ihm der deutsche Kaufmann Veit in Baltimore, sein Gebande an der Ecke von Market-, Sharp- und Libertystr., als Ver- sammlungshalle zur Verfügung stellen.


Gegen Ende des letzten Jahrhunderts war die Zahl der deutschen Kaufleute und Firmen bereits sehr gross und einige Namen aus jenen Tagen haben sich bis auf unsere Zeit erhal- ten. Bartholmaux Mayer, aus Ulm, war einer der ersten Gross- händler unserer Stadt um die Mitte des Jahrhunderts. Ein anderer Mayer war 1817 der erste Präsident der deutschen Ge- sellschaft und sein Ur- Ur-Enkel ist Herr Chas. F. Mayer. der gegenwärtige Prasident der Baltimore-Ohio Bahn. Von Kupff & Auspach gehörten vor 100 Jahren zu den ersten Rhederfirmen der Stadt, deren Geschäft ging spater auf F. W. Brune d' Söhne über, welche Firma bis in unsere Tage bestand. Wenn man den kleinen Adresskalender von 1795 zur Hand nimmt, so findet man in demselben reichlich 50 Prozent dentscher Namen, darunter solche, welche stolze Handelshäuser repräsen- tirten, wie z. B. Peter Hoffmann, Falck, Focke, Albert, Meyer. Schwarz, Cohen, Schafer, Bohn, Slingluff, Brantz, Waesche. Raborg. Schroeder, Benziger, Reinecker, Diffemilerffer, Stauffer. Starck, Evans, Seekamp, Ratien, Kouicke, Zollikoffer, Clemm. Eichelberger, Sadler, u. s. 10.


Die Continentalsperre und die Folgen des Krieges von 1812 haben die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den Ver. Staaten sichtlich geschädigt, denn die Zahl der deutschen Handlungshäuser scheint von 1810 bis 1830 eher ab- als zugenommen zu haben und was in dieser Zeit in un- serer Stadt vom Deutsch - Amerikanerthum Bedentung hatte. gehörte meist der zweiten und dritten Generation an. Gegen Ende der zwanziger JJahre begann wieder ein direkter Zufluss. Bei dieser Gelegenheit soll übrigens erwähnt werden, dass ein Deutsch-Amerikaner der zweiten Generation, Oberst Jakob Small 1826 zum Bürgermeister der Stadt erwählt wurde.


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Zu Anfang der dreissiger Jahre, als der direkte Handels- verkehr zwischen Bremen und Baltimore eingeleitet worden war, kam Albert Schumacher, ein junger Bremer Kaufmann hierher und errichtete hier mit einem andern Bremer, Namens Heinichen, ein Handelshaus, welches eine gewaltige Bluthe erlangte und noch heute unter der Firma 1. Schumacher & Co. zu den grössten der Stadt gehört. Herr A. Schumacher war ein grosser Kaufmann und ein Mann von seltenem Gemein- sinn, er wurde bei seinem am 27. Juni 1871 erfolgten Tode allgemein betrauert. Wie hoch Herr Schumacher in der Ach- tung seiner Mitbürger stand, geht daraus hervor, dass ihm zu wiederholten Malen Ehren- und Vertrauensämter übertragen wurden. Er war Präsident des Baltimorer Handelsdirektori- ums, Präsident der ,,Deutschen Gesellschaft von Maryland" und war einer Derjenigen, welche die Dampferlinie zwischen Baltimore und Bremen in's Leben riefen. Seine Firma ging auf seinen Neffen, G. 1. ron Lingen, den derzeitigen Consu des deutschen Reiches über. Während der letzten sechzig Jahre sind zahlreiche deutsche Handelshanser hier errichtet worden und eine Anzahl blühen hente noch ; von den älteren und bekannteren nennen wir Gebrüder Boninger, W. Dresel & Co. Stirling, Ahrens & Co., Claas Vocke, G. von Kapff & Arens, .J. D. Kremelberg & Co., Droste & Sutro, Stellmann & Hinrichs, G. Lurmann & Co., Geyer & Wilkens, Rogge & Koch, Spilker & Co., E. Prior & Co., und zahlreiche andere.


Welch regen Antheil das deutsch-amerikanische Element aber auch an dem Handel Baltimores genommen hat und hente noch nimmt, und wie stolze Namen wir auf diesem Gebiete nennen können, so kommen die Deutschen in dieser Hinsicht doch erst in zweiter Linie.


Eine weit höhere Nummer verdienen sie dagegen in der Industrie; in der Gewerbsthätigkeit stehen sie nicht nur keiner anderen Nationalität nach, sondern sind allen anderen voraus.


Von allem Anfange an war das Kleingewerbe, Bäckerei, Schlachterei, Schuhmacher und Schneider, Tischler, Kufer, u. s. w. in dentschen Händen, und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag. Man wandere durch unsere Markthallen und man wird finden, dass achtzig Prozent aller Metzgerstände deutsche Namen tragen, die Kundenschneider sind zum gross- ten Theil, die Backer, Zuckerbäcker, Zigarrenmacher u. s. w.


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Zu Anfang der dreissiger Jahre, als der direkte Handels- verkehr zwischen Bremen und Baltimore eingeleitet worden war, kam Albert Schumacher, ein junger Bremer Kaufmann hierher und errichtete hier mit einem andern Bremer, Namens Heinichen, ein Handelshaus, welches eine gewaltige Bluthe erlangte und noch heute unter der Firma 1. Schumacher & Co. zu den grössten der Stadt gehört. Herr A. Schumacher war ein grosser Kaufmann und ein Mann von seltenem Gemein- sinn, er wurde bei seinem am 27. Juni 1871 erfolgten Tode allgemein betranert. Wie hoch Herr Schumacher in der Ach- tung seiner Mitbürger stand, geht daraus hervor, dass ihm zu wiederholten Malen Ehren- und Vertrauensämter übertragen wurden. Er war Präsident des Baltimorer Handelsdirektori- ums, Präsident der ,,Deutschen Gesellschaft von Maryland" und war einer Derjenigen, welche die Dampferlinie zwischen Baltimore und Bremen in's Leben riefen. Seine Firma ging auf seinen Neffen, G. 1. ron Lingen, den derzeitigen Consu des deutschen Reiches über. Während der letzten sechzig Jahre sind zahlreiche deutsche Handelshäuser hier errichtet worden und eine Anzahl blühen heute noch ; von den älteren und bekannteren nennen wir Gebrüder Boninger, W. Dresel & Co. Stirling, Ahrens & Co., Claas Vocke, G. von Kapff & Arens, J. D. Kremelberg & Co., Droste & Sutro, Stellmann & Hinrichs, G. Lirmann & Co., Geyer & Wilkens, Rogge & Koch, Spilker & Co., E. Prior & Co., und zahlreiche andere.


Welch regen Antheil das deutsch-amerikanische Element aber auch an dem Handel Baltimores genommen hat und heute noch nimmt, und wie stolze Namen wir auf diesem Gebiete nennen können, so kommen die Deatschen in dieser Hinsicht doch erst in zweiter Linie.


Eine weit höhere Nummer verdienen sie dagegen in der Industrie; in der Gewerbsthätigkeit stehen sie nicht nur keiner anderen Nationalität nach, sondern sind allen anderen voraus.


Von allem Anfange an war das Kleingewerbe, Bäckerei. Schlachterei, Schuhmacher und Schneider, Tischler, Kufer, u. s. w. in deutschen Händen, und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag. Man wandere durch unsere Markthallen und man wird finden, dass achtzig Prozent aller Metzgerstände deutsche Namen tragen, die Kundenschneider sind zum gross- ten Theil, die Backer, Zuckerbäcker. Zigarrenmacher u. s. w.


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fast durchweg deutsch. Doch wie anerkennenswerth diese kleine Gewerbsthätigkeit anch ist, sie fällt heute, in dem Zeit_ alter des Grossbetriebs, nicht mehr in die Augen. Aber auch als Gross-Industrieller nimmt der Deutsche und Deutsch- Amerikaner in Baltimore einen Hauptrang ein.


Die erste bedeutende Industrie Baltimore's wurde von dem aufstrebenden Handel dieser Stadt bedingt, es war der Schiffs- ban, den die Wälder an der unteren Bai durch ihre pracht- vollen, geeigneten Hölzer sehr begünstigten. Die Deutschen dürfen stolz darauf sein, dass einer der ersten bedeutenden Schiffsbauer dieser Stadt, Jak. Brusstur, ein Mann ihrer Na- tionalität war; das Geschäft blüht hente noch.


Die erste Zuckersiederei in Baltimore wurde 1796 von den Deutschen Garts & Leypoldt errichtet ; die Zucker-In- dustrie Baltimore's war bis zu ihrem Zusammenbruch im Jahre 1873 grosstentheils in deutschen Händen. Der deutsche Glas- fabrikant Wm. Amelung hatte schon in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts am Monoeacy eine Glashütte errich- tet, 1796 zog er mit seinen Arbeitern nach Baltimore; er ver- langte zuerst eine Subsidie vom Congress und ist der Pionier der Glasbläserei in Amerika. Die Industrie wird heute von Biker & Co. (Nachkommen eingewanderter Dentschen), Swindell Bros. und von Seim & Co. im Grossen betrieben.


Baltimore war die erste amerikanische Stadt, welche die Gasbeleuchtung einführte und zwar geschah dieses kaum zwei Jahre später nachdem die Londoner ,, City", am 1. April 1814, mit Gas beleuchtet worden war. Das grösste Verdienst um die Gasbeleuchtung unserer Stadt, erwarb sich der hiesige Porträt- maler Rembrandt Peale, doch neben ihm muss unbedingt der deutsche Arzt und Chemiker Dr. Kugler genannt werden. dessen Verdienste um die Gasbeleuchtung seiner Zeit allgemein anerkannt wurden. Noch heute ist Baltimore der Hauptplatz für grosse Gs einrichtungen ; die hiesige Firma Bartlett. Hay- ward & Co., hat fast alle grossen Gaswerke anf diesem Conti- mente gebaut und erhalt selbst Aufträge aus England, dem Vaterlande des Leuchtgases. Ihr Ingenieur für Gaswerke, Friedrich Mayer aus Bremerhafen, ist eine Autorität in diesem Fache und hat das Gaswesen durch verschiedene Erfindungen und Verbesserungen bereichert.


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Eine andere grosse Industrie Baltimores ist die Bierbrauerei. Schon 1792 errichtete der ans Pennsylvanien hierhergezogene W. Barnitz, an der Süd-west-Ecke der Hanover- und Baltimore-Str., eine Brauerei, freilich in sehr bescheidenem Maasstabe. Seitdem wurde einfaches Bier hier gebraut. Das erste Lagerbier brachte Wm. Holtzmann 1845 von Philadelphia hierher und bald wurde das bairische Gebrau durch G. Rossmarek hier heimisch ge- macht. George Rost wurde der erste Grossbrauer in Baltimore, ilum folgten Thomas Beck, Jacob Seeger. J. Weissendorffer: nach diesen sind Namen wie Bauernschmidt. Wiessner, Von der Horst. Günther, Brehm, Stiefel, Helldorfer, Wehr, Hobelmann & Gott- lieb, Sommerfeld. Strauss u. s. w., zur Geltung gekommen, wel- che durch gewaltige Kapitalanlagen, oder ihren Geschäftsgeist. dazu beigetragen haben, das Brangewerbe in Baltimore auf die Stufe der Grossindustrie zu heben.


Baltimore ist ferner ein Hauptsitz der Piano - Industrie Amerikas und dieses ist ausschliesslich ein Verdienst der Deut- schen. Als Wilhelm Knabe, der Vater der amerikanischen Piano-Industrie im Jahre 1833 hier landete, gab es hier sowohl. als sonstwo im Lande, noch keine Piano-Fabriken, sondern nur kleine Claviermacher, welche die aus dem Leim gegangenen importirten Pianos zusammenleimten und neu stimmten ; ein solcher, Namens Hørtgen, lebte auch in Baltimore, und bei diesem fand W. Knabe zuerst Beschäftigung. Hartgen ist der Erfinder der gusseisernen Agraffe, welche das moderne Piano in all seiner Vollkommenheit möglich gemacht hat. Im Jahre 1836 gründete W. Knabe die Firma Kuubs & Gahle, und etwa vier Jahre später führte er das Geschäft unter eigenem Namen. welches seitdem unter der Pflege seines Sohnes Ernst Knabe (dessen Bruder und eines Schwagers Karl Keidel) zu einem Weltgeschäfte empor gewachsen ist. Im Jahre 1850 gründete K. Stieff aus Stuttgart ein zweites Pianogeschaft hier, welches heute von seinen Söhnen fortgeführt wird. Heinrich Wilkens etablirte eine dritte Fabrik, welche jetzt auf Hrn. Heinekamp übergegangen ist. Hr. Freymann, ein früherer Theilhaber der Gähleschen Fabrikgesellschaft, betreibt gleichfalls noch die Fa- brikation von Instrumenten. In jeder Hinsicht ist dieses eine deutsche Industrie, von Deutschen in's Leben gerufen, von


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Deutschen betrieben und sie wird noch heute von Männern controllirt, die bis in ihr innerstes Wesen deutsch geblieben sind.


Die Eisen-Industrie Maryland's, welche infolge des allent- halben zu Tage tretenden Hämatite-Eisens einen so gewaltigen Aufschwung erlangt hat, ist ebenfalls eine deutsche Schöpfung. Schon lange vor der Gründung Baltimores grub Joh. Mohl. oder wie seine Nachkommen den Namen amerikanisirt haben, Moale, auf Moale's Point, später Whetstone's Point genannt. Eisen aus der Diluvialschicht. Das Erz wurde ursprünglich nach England geschickt, es dauerte aber gar nicht lange, so baute man nach dem Vorgehen der Deutschen in Pennsylva- nien, hier selbst Hochofen und Maryland's Eisen-Industrie hat sich seitdem gewaltig entwickelt: an dieser Entwickelung haben die Deutschen ihren grossen Antheil genommen.


Es war ein Mann aus deutschem Stamme, Namens Reeder. welcher hier die ersten grossen Lokomotiven baute. Der Bremer Wendel Bollmann erfand hier die zerlegbaren eisernen Brücken. die dem Bahnbau auf diesem Continente so gewaltigen Vorschub geleistet haben ; Hazlehurst & Wiegand hatten in den vierziger Jahren eine grosse Maschinenfabrik in Baltimore; Anton Weisskittel war der Gründer einer Eisengiesserei; George Plitt, sein früherer Partner, steht heute an der Spitze eines grossen Geschäftes. J. B. Adt hat eine ansehnliche Maschinenfabrik und besitzt zahlreiche Patente, und ausserdem könnte man noch viele andere deutsche Namen nennen, wie Emerich & Flynn, Schiller u. s. w.


Baltimore war lange Zeit der bedeutendste Tabaksmarkt der Welt und es konnte deshalb nicht fehlen, dass hier auch Fabriken entstanden. Sebon um die Mitte der vierziger Jahre richtete der grosse Tabaksfabrikant Ph. Gail in Giessen, sein Augenmerk auf unsere Stadt und 1849 schickte er seinen Sohn, G. W. Gail, mit genügendem Kapital hierher, um hier eine Fabrik zu gründen. Dieselbe hat seitdem unter der Firma G. W. Gail & Ax einen Weltruf erlangt. Um dieselbe Zeit hatte auch G. Bischoff begonnen, seinen „, Deutschen Raneh- tabak" hier zu fabriziren ; dessen Fabrik ging später auf F. W. Felgner, den Schwiegervater des Hrn. Gail, über. wel- cher während der letzten 30 Jahre hier eine grosse Fabrik errichtete, die seit seinem Tode von seinem Sohne. Hrn. Edward Felgner, unter der alten Firma geleitet wird. Auch die Gebrü-


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der Marbury haben im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts die Tabak fabrikation mit grossem Erfolge betrieben. Die Cigarrenfabrikation, im Grossen wie im Kleinen, ist grossten- theils in deutschen Handen. Der erste grössere Cigarrenfabri- kant war J. J. Reguart, dessen Geschaft noch hente unter Leitung seiner Söhne florirt; ausserdem sind noch zu nennen Becker & Söhne, Heinemann, Kuhn, Heller, Kappler u. s. W. Die Industrie, Thierhaare aller Art für den Handel and den Verbrauch herzurichten, ist durchaus eine Baltimorer Schöpfung; sie wurde hier von dem verstorbenen Wilhelm Wilkens zuerst eingeführt und überhaupt geschaffen. Wilkens und seine Nachfolger haben ein Weltgeschäft aufgebaut.


Anch in der Fabrik tion fertiger Kleider darf Baltimore einen Hauptrang unter den amerikanischen Gross-Städten bean- spruchen, indem wenigsten, drei Dutzend grosser Firmen, welche Tausende von Arbeitern beschäftigen, sich diesem Fabrikzweige widmen; wir können hier thatsächlich nur die ältesten und bekanntesten nennen, wie Strauss & Bros., R. Walter's Sons. Oehn's Acme Hall, Kuhn & Schloss, Meyer, Reinhart & Co., L. Greif &: Bro., Ph. Herzberg & Co. u. s. w. Die Eureka Cout Pad Co. ist eine ganz nene, in Baltimore zuerst entstandene In- dustrie; sie fertigt Wattirungen für die Kleiderfabriken an. Herr I. Lowenthal ist der Unternehmer und Leiter dieser Fabrik.


Eine andere Industrie, welche die Deutschen hier geschaffen und welche unsere Stadt bis zu den Antipoden berühmt ge- macht hat, ist die Consercen-Industrie. Der Vater derselben ist Wilhelm Numsen, der im hohen Alter hier starb und dessen Söhne heute das von ihm begründete Geschäft fortführen. Obst, Feldfrüchte, Anstern, Krabben, kurzum alles Mogliche. wird heute in Blechbuchsen conservirt und in den Handel gebracht. In dieser Industrie hat Baltimore einen Namen, der durch alle Lande geht.


Die Lithographie, Holzschneidekunst u. s. w., ist gleich- falls deutschen Ursprungs. Die Steindruckerei wurde in den vierziger JJahren vou E. Weber und August Hoen hier begrun- det, ausserdem sind noch eine Anzahl ähnlicher und verwandter Geschäfte im Laufe der Jahre hier entstanden. Wir nennen nur Ellen & Co., Torsch & Lee, Jos. Friedenwald, Guggen- heimer, Weil & Co. n. s. w.


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Die gesammte Holz-Industrie Baltimore's ist eine deutsche Schöpfung und zum grössten Theil noch in deutschen Handen. Der erste Wagner Baltimores war ein Deutscher, er hiess George Strebeck und lebte um 1:50. An die Möbelfabrikation dachte damals noch Niemand, dieselbe ist ein Kind unserer Zeit, aber die Deutschen haben ihren grossen Antheil daran. Die Atlantic Furniture Comp. ist eine deutsche Gesellschaft, die Firmen Klipper, Webster & Co., L. Hehl & Co., Beck & Co., Günther & Fink, U. Pollack sind alt etablirt Als Schau- kästenfabrikanten haben F. X. Ganter, und die Franz Sauer Manuf. Comp. grosse Fabriken errichtet. Die bedeutendste Rahmenfabrik im Süden haben Schneider & Fuchs gegründet. Als Kutschen und Wagenbauer liess sich eine lange Reihe von Namen anführen, wir können hier nur Rhein, Schmidt, Albaugh. Leunhardt und Lehnert nennen. Auch die einzige Fabrik von Kinderkutschen in Baltimore ist eine deutsche Schöpfung.


Die Schuhfabrikation ist kaum älter als ein Menschenalter und sie beschäftigt bereits über ein Dutzend Firmen. Der Pionier ist Herr Joh. Faust, aus Schlitz, Hessen-Darmstadt. welcher seine blühende. Fabrik zu Anfang vorigen JJahres nach Havre de Grace verlegte.


Die chemischen Fabriken, (Phosphate, Sauren, Droguen, Patentmedizinen, Farben, Seife und verwandte Zweige) sind grösstentheils in deutschen Händen, wir nennen hier Lorenz & Rittler, Stingluff & Co., Dambmann & Bro., Sharp & Dolune, A. C. Meyer & Co., Brown & Winkelmann Co., The Charles A. Vogeler Comp., Aug. Vogeler, Popplein & Co., Chr. Lips. In dieser Verbindung darf auch bemerkt werden, dass das Apothe- kergeschäft zum grössten Theile von Deutschen betrieben wird.


Es gibt kein Feld gewerblicher Thätigkeit in unserer Stadt. auf welchem die Deutschen nicht zu finden sind und in den meisten Industriezweigen spielen sie eine führende Rolle, eine ganze Anzahl derselben haben sie hier eingeführt und zuerst hier entwickelt. Man denke sich diesen deutschen Gewerbefleiss aus Baltimore hinweg, man stelle sich unsere Stadt ohne die zahlreichen von Deutschen betriebenen und geleiteten Indu- strien vor und sie muss ohne Zweifel auf die Stufe von Nor- folk, Wilmington oder Savannah heruntersinken.


E. F. LEYH.


In Memorial.


W ELL may the German-American of Maryland mourn the great loss he has sustained in the sudden and nnexpected death of our distinguished fellow-countryman and member


Dr. Lewis H. Steiner.


No brighter example of high and earnest ardor in his country's cause, of manhood, integrity and energy shines in the galaxy of sterling citizens which the sturdy race from which he sprang has given to our State, and few men have left behind them such a record of kindly traits, devotion to duty and friendship.


But as a member of this society he has a special claim upon us. We reverence in him the traditions of the past. Descended from the hardy Palatine Jacob Steiner, who settled in the valley of the Catoctin in the fourth decade of the last century, and proud of his German ancestry, which is character- istic of the best German-American citizen in our great republic. Dr. Steiner was of those who took the lead in the formation of this association, that unquestionably has given an impetus to the spread of a desire for information upon the subject of the German settlements and their influence upon the social and industrial development, and political history of this State. Himself the scion of a pioneer who helped to change a wilder- ness into one of the most beautiful and prosperous regions of Maryland, the great-grandson of a revolutionary officer, there was a beautiful fitness in his position as one of our leaders and most enthusiastic workers. Let us assume that his spirit is still active around us, encouraging and leading us on to per- severe in the good work we have set before us, and for the pro- motion of which he was ever ready to give his time and talents.


Dr. Steiner was a patriot and lover of liberty from birth - for he first saw the light of day in the Switzerland of Mary-


90.00


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to become its first librarian and executive officer. That this great trust was well placed, that Dr. Steiner, to the day of his death, did all that the most stringent care, rare scholar- ship, good practical sense and fidelity, could do for the noble foundation, is matter of history. There are many free public libraries, great and small, in our country, but we know of none of a more rapid growth, or better adapted to satisfy the wants of that class of readers for whom public libraries were established, than the Enoch Pratt free library of Baltimore, of which Dr. Lewis H. Steiner was the first librarian and practically the organiser. Few, we believe, have differed from him in matters of technical preferences and choice of works supplied, while no one denies him credit for the masterly performance of his duties. Our interest in him will always centre in his work rather than in the incidents of his career although by no means uneventful; in the splendid example which he gave us of steady purpose and unswerving devotion to every moral obligation, of simple christian life, of unremitting effort in imparting knowledge, and in the scholar that won in a quiet way lasting fame for his native State and the city of Baltimore.


His useful life closed on the 18th of February. He died suddenly at the library of his home, among his books which he loved so well, and surrounded by his stricken family, his devoted wife Sarah Spencer, a daughter of Hon. Ralph D. Smyth, of , Guilford, Conn., and his three daughters Getrude, Bertha and Amy. His two sons Bernard C. and Walter R. were away at the time; the former at Williams College, Mass. where he is successfully filling the chair of history. and the latter at Yale College, a student.




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