USA > Maryland > Annual report of the Society for the History of the Germans in Maryland, 1st-6th, Vol. 1-6 > Part 9
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Zwei alte Frauen und ein Greis, ist Alles was übrig geblieben von den einst so blühenden Gemeinschaften, und che noch das 19te Jahrhundert seinen Cyclus vollendet, werden auch diese nach dem kleinen Gottesacker getragen, wo ihre Ordensbruder und Schwestern ruhen.
Für den Geschichtsforscher sowie den Theologen, haben diese Klöster und ihre Geschichte ein eigenthumliches Interesse .- Aus den Deutschen Pietisten hervorgegangen, haben sie sich in den damaligen Wildnissen Amerika's angepflanzt, und trotz der gros- sen Ueberzahl der Schottisch-Iren, welche sich über das südwest- liche Pennsylvanien verbreiteten und des amerikanisirenden Ein- flusses der jungeren Generationen, haben sie die Sprache und Sitten der Germanen bis auf den heutigen Tag treu bewahrt; ihre Literatur ist ein merkwürdiges Denkmal unermüdlichen Fleisses und jener eigenthümlichen Gedankenrichtungen ihrer Gründer.
Die Siebentager, welchen die Klosterinsassen nominell ange- hören, sind aus den Tunkern hervorgegangen und wir müssen deshalb deren Anfang in der Entstehungsgeschichte der Tunker suchen.
Gegen Ende des 17ten und im Anfang des vorigen Jahrhun- derts tauchten verschiedene Sekten in Europa auf, welche sich von dem Verbande der bestehenden Kirchen lossagten und von diesen als Schismatiker geachtet und verfolgt wurden.
In Deutschland, damals unter so vielen Herrschern, fanden die Separatisten in mehreren kleinen Ecken ein Asyl, namentlich in den Duodezländern der Grafen von Isenburg und Wittgenstein,
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wo im Jahre 1708 ein kleines Häuflein sich unter Alexander Mack's Leitung verband,*) eine Gemeinschaft des Gewissens zu gründen, um die Lehren Jesu Christi als eine liebe Burde aufzu- nehmen. Sie besiegelten ihren Bund durch dreimaliges Unter- tauchen im Flüsschen Eder in der Nähe Schwarzenau's, und dies war der Anfang der Tunkergemeinden in Deutschland. Die junge Gemeinschaft zählte bei ihrer Gründung hur fünf Männer und drei Franen, welche in kurzer Zeit vom Palatinat, dem Schwabenlande und der Schweiz bedeutenden Zuwachs erhielten.
Ein hervorragendes Mitglied des Strassburger Stadtraths, Michael Eckerlin, zog mit seiner ganzen Familie nach Schwar- zenan, um sich in den Bund aufnehmen zu lassen, und drei seiner Söhne waren später Monche im Ephrata-Kloster.
Es waren kaum sieben JJahre verstrichen, als schon innere. Zwistigkeiten und Zerwürfnisse die junge Sekte zerrütteten. Ein Zweig liess sich in Marienborn nieder und zog im Jahre 1715 nach dem toleranten Crefeld, von wo in 1719 zwei hundert Seelen nach Pennsylvanien auswanderten und sich in der Nähe von Germantown ansiedelten.
Die Mitglieder der Schwarzenauer Bruderschaft hatten sich nach Friesland geflüchtet und kamen ebenfalls nach Pennsyl- vanien, wo sie die Muhlbacher Ansiedelung im Susquehanna- Thale gründeten, wo Conrad Beissel in die Gemeinschaft trat, und im Jahre 1724 im Pequa-Bach getauft wurde.
Als Gründer der Sekte der Siebentiger und der Kloster der Einsamen und Verlassenen, hat Beissel's Leben für uns ein be- sonderes Interesse. Der jüngste von acht Kindern, wurde Con- rad Beissel im März 1696 von reformirten Eltern in Eberbach geboren, und da dieselben frühzeitig starben, als Waisenknabe er- zogen ; er erlernte das Bäckerhandwerk und war während seiner Lehrjahre so lustig und lebensfroh wie seine Altersgenossen und war stets mit seiner Geige bei den ländlichen Gelagen ein gern gesehener Gast. Niemand ahnte damals, dass dieser junge Hand-
*) Während meines Aufenthalts in Nova Scotia, lernte ich zwei Nachkommen Mack's, die Gebrüder Thomas und Theophilus Mack, kennen, in deren Hause in Dalhousie ich die freund- lichste Aufnahme fand und die Gelegenheit hatte, die Familientraditionen mit den histori- schen Ueberlieferungen zu vergleichen, die Lehren Alexander's scheinen jedoch uuter seinen Nachkommen keinen festen Fuss gefasst zu haben. - Thomas und seine Familie waren streng . gläubige Katholiken, während Theophilus ein radicaler Verehrer von Darwin und Ileckler war.
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werker sich später zu jenem düstern Schwärmer entfalten werde, der wie ein Stylit in der Wüste aus der Kirchengeschichte her- vorragt.
Beissel veröffentlichte im Jahre 1725 eine Flugschrift, worin er darthat, dass keine Autoritat im Worte Gottes vorhanden sei, welche den Christen das Recht gebe, den von Gott selbst bei der Schöpfung eingesetzten Sabbath auf den Sonntag zu verschieben. welche einen furchtbaren Sturm in der Mühlbacher Gemeinschaft hervorrief, in Folge dessen sich Beissel von derselben zurückzog und in die Wildniss begab, wo er in der Nähe von Cocalico *) die vom Eremiten Elimelech bisher bewohnte Klause bezog.
Beissel's Asyl blieb für längere Zeit ein Geheimniss und als dasselbe zuletzt entdeckt wurde, zogen viele seiner Anhänger ihm in die Wildniss nach, und banten sich nm die Klause des Ein- siedlers an.
Das Cenobiten- oder Eremitenleben scheint gewissermassen mit den Gedankenrichtungen der Pietisten verknüpft zu sein, welche von Deutschland flohen, um ein Asyl in Amerika zu finden. An den Ufern des Wissahickon und in Canegotshickon banten ver- schiedene ihre Klausen, worunter Leute von hervorragenden Ta- lenten und gründlichem Wissen waren.
Mehrere Werke, welche in Ephrata gedruckt wurden, rühren von den Federn dieser Klausner her.
Im Jahre 1728 wurde der siebente Tag für den öffentlichen Gottesdienst eingesetzt und ist von den Siebentägern bis auf den heutigen Tag beibehalten, trotz der Geldbussen und Gefängniss- strafen, welche die Obrigkeit von Zeit zu Zeit über verschiedene Mitglieder verhängte, weil sie sich nicht befugt fühlten den staatlichen Sonntag zu feiern.
Hier in seiner Klause schrieb Beissel das "Ehebüchlein" und dichtete und componirte seine "Göttliche Liel und Lobesgethane," welche 1730 von Benjamin Franklin in Philadelphia gedruckt wurden; sein "Vorspiel der neuen Welt," welches 200 Octav-Sei- ten umfasst, wurde in 1732 veröffentlicht und ebenfalls von Franklin gedruckt.
In demselben Jahre wurde beschlossen das Klausnerleben mit dem des Klosters zu vertauschen und die Ephrate-Gemeinschaft
*) Bedeutet in der Sprache der Delaware's: Schlangenhügel.
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wurde im Mai 1733 gegründet, nachdem die ersten Gebäude "Kedar" und "Zion" für ihre Aufnahme anf dem Zionsberg vollendet waren.
Auf der anstossenden Wiese wurde später das Schwesterhaus "Saron" errichtet, dessen Nebenban den Saal enthält, worin die " Agapas" oder Liebesfeste abgehalten wurden.
Das Bruderhans "Bethanien" steht in Verbindung mit dem grossen Versammlungssaal, worin die ganze Gemeinschaft sich zu öffentlichen Gottesdiensten versammelte. Die vom Alter ge- dunkelten schweren Balken und die getäfelten Gallerien, welche rings um den Saal angebracht sind, verleihen demselben ein du- steres Geprage. Die Wände waren mit grossen Fracturschriften und allegorischen Federzeichnungen verziert. Wenn wir uns nun jene geisterhaften Gestalten dazndenken, wie die zur Mitter- nachtsstunde von ihren Zellen kamen, um hier die Ankunft des Weltrichters zu erwarten, so haben wir vor unseren Augen ein Bild, welches uns das Leben der Ephrataner in seinen eigenthüm- lichsten Schattirungen vorführt.
Die weisse Ordenstracht der Capuziner wurde für beide Ge- schlechter angenommen, welche für den Sommer aus baumwol- lenen, und den Winter ans wollenen Stoffen bestand, die von den Schwestern im Kloster gesponnen und gewebt wurden.
Die Lebensweise der "Einsamen" war eine äusserst frugale - Brod, Wasser und Gemüse bildeten ihre Nahrung - eine Bretter- bank mit einem Holzklotz für's Kopfkissen dienten als Nacht- lager in der engen Zelle, und ein Schrank und Stundenglas voll- endeten das Mobilar .* ) Faulenzer wurden nicht geduldet, ein jeder fand Arbeit, für die er sich am besten eignete. Statt Pferde und Ochsen zogen die Brüder den Pflug um die steinigen Ab- hänge urbar zu machen. Alle, welche in's Kloster eintraten, nahmen Ordensnamen an. Bruder "Onesimus" (Israel Ecker- lin) wurde als Prior eingesetzt, dem 12 Jahre später Bruder "Sacbey" (Johann Peter Miller, ein früherer reformirter Predi- ger), im Amte folgte.
*) Ich halte während meines Aufenthalts auf Snow Hill, ebenfalls den historischen Holz- klotz der Ephrataner als Kopfkissen, der aber in Hobelspahne verwandelt und mit sauberer Bettwäsche überzogen, ein recht bequemes Nachtlager bildete.
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Conrad Beissel erhielt den Titel: "Vater," welcher den Ordens- namen "Friedsam" angenommen hatte, dem die Bruder später das Pradicat "Gottrecht" zulegten.
Die Schule Ephratas wurde berühmt durch die Tüchtigkeit ihrer Lehrer, und junge Leute von Philadelphia und Baltimore zogen dort hin um sich auszubilden.
Ludwig Hacker gründete dort die erste Sonntagschule, ver- mnthlich in den Jahren 1739 oder 40, um den Kindern armer Eltern, welche nicht im Stande waren die Schulen zu besuchen, freien Unterricht zu ertheilen.
Im Jahre 1739 veröffentlichte Beissel seinen " Zionitischen Weyrauchshigel," welcher von Christoph Saur in Germantown gedruckt wurde und 816 Seiten umfasst. Da es das erste Buch ist, welches mit deutschen Buchstaben in Amerika gedruckt wurde, sowie wegen der uniquen Sprachwendungen, welche im Titel vor- kommen, gebe ich denselben im vollen Originaltext:
"Zionitischer Weyrauchs Hügel, oder: Myrhen Berg. Worin- nen allerley liebliches und wohlriechendes nach Apothekers Kunst zubereitetes Rauchwerk zu finden. Bestehend in allerley Liebes-Wirkungen der in Gott geheiligten Seelen, welche sich in vielen und mancherley geistlichen und lieb- lichen Liedern ausgebildet. Als darinnen der letzte Ruf zum Abendmahl des grossen Gottes auf unterschiedliche Weise trefflich ausgedrückt ist ; Zum Dienst Der in dem Abend-Ländischen Welt-Theil als bey dem Untergang der Sonnen erweckten Kirche Gottes, und zu ihrer Ermunter- ung auf die mitternächtliche Zukunfft des Bräutigams ans Licht gegeben."
Die Melodien wurden alle von Beissel componirt und die meisten von ihm gedichtet; es sind nur zwei Gesänge darin, deren Dichter authentisch nachgewiesen wurde. Es sind die Ge- sänge auf der 465 und 66sten Seite : "Wenn mir das Creutz will machen Schmerzen" und "Ich dringe ein in Jesu Liebe," welche von Catherine Hoch herrühren, einer frommen, ehrwührdigen Frau, welche in einem hohen Alter im Ephrata-Kloster starb .* )
*) Dr. Fahnestock nimmt an, dass von den 716 Gesängen, welche zum Theil in Druek oder Manuscript in den Klostersammlungen vorhanden sind, 441 Gesänge von Beissel, 73 Gesänge von den Briidern im Kloster, 100 Gesänge von den Ordensschwestern und 112 Gesänge von den Gemeindemitgliedern herrühren.
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Dem Setzer, welcher den 400sten Gesang zu setzen hatte, fiel der 37ste Vers anf, welcher im Originaltext lantet :
"Sehet, Sehet, Schet an ! " "Sehet, Sehet an den Mann !"
"Der von Gott erkoren ist,"
" Der ist unser Gott und Christ!"
und fragte seinen Principal, ob er glaube, dass mehr als ein Christus erschienen sei, worauf Saur erwiderte, wie er zu einer solchen Idee komne, worauf jener auf die betreffenden Strophen deutete und sagte, es schiene ihm als ob Conrad Beissel dieselben anf sich selbst beziehe.
Anf Saur's briefliche Anfrage über den Sinn dieser Strophen, antwortete Beissel, dass er ein Narr sei, welches den Buchdrucker so erbosste, dass er eine Flugschrift veröffentlichte, worin er den Gründer Ephratas schonungslos angriff; - unter Andern sagte er, dass Beissel's Name die Nummer 666 enthalte - des Thieres in der Offenbarung und dass derselbe von allen Planeten etwas erhalten habe : "Seine Kraft von Mars, den Einfluss über Frauen von der Venus und vom Mercur seine Comodianten-Künste."
Diesem Zufalle verdanken die Ephrata-Druckerei und Papier- Mühle ihre Entstehung, welche bis zum amerikanischen Frei- heitskriege in vollem Betriebe waren.
Während der Glanzperiode Ephratas wurde das Kloster öfters von hervorragenden Persönlichkeiten besucht. Das "Chronicon Ephrateuse" berichtet, dass mehrere von den königlichen Gouver- neuren mit ihren Gefolgen dahin kamen und von den Brüdern empfangen und bewirthet wurden ; Leute wie die Eckerlins, Mil- ler und Weisser waren wohl geeignet solche hohe Gäste würdig zu empfangen.
Der königliche Gouverneur George Thomas besuchte Ephrata in 1741 mit einem Gefolge von über zwanzig Reitern, unter wel- chen sich viele hervorragende Persönlichkeiten aus Maryland und Virginien befanden.
Als Nikolaus Ludwig, Graf von Zinzendorf, der Gründer der Herrenhuter Kirche, nach Amerika kam, um, wie Fresenius in seinen Nachrichten, Band III, Seite 715 berichtet, die Religionen Teutscher Nation zu vereinen, besuchte derselbe das Ephrata- Kloster, wo er von den Brüdern auf's freundlichste empfangen
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wurde. Als des Grafen Wunsch, Beissel zu schen, denselben von den Brüdern überbracht wurde, antwortete jener, dass Zinzendorf kein Wunder für ihn sei, so müsse der Graf, wenn er ihn sehen wolle, wohl zu ihm kommen.
Der Graf war sprachlos vor Erstaunen über Beissel's anmassen- des Betragen und verliess schweigend das Kloster .- Die Chronik fügt hinzu, dass die zwei grossen Kirchenlichter wie zufällig an der Thür zusammenkamen, ohne sich je einander auf Erden zu sehen.
Vermuthlich das erste Werk, welches in Ephrata gedruckt wurde, erschien in 1745, worüber das Chronicon Ephrateuse auf der 129sten Seite Folgendes berichtet:
" Ein Buch gegen die Herrenhnter, geschrieben auf Befehl des Vorstehers von einem der Ephrata Brüder, mit einem Anhang von dem Bruder Prior und einen Vortrag von Johannes Hilde- brand, worin gezeigt wird, dass die Heirath der Grund des Falles der Menschen war."
Dieses Buch erschien ebenfalls in der englischen Sprache, wo- raus hervorgeht, dass die Druckerei sowohl mit lateinischen als gothischen Typen versehen war.
Ferner erschienen in demselben Jahre:
" Die Regel und Richtschnur eines Streiters Jesu Christi" und " Der Wandel eines Einsamen," beide von Israel Eckerlin.
Als Eekerlin später seines Amtes als Prior entsetzt wurde und sich von der Bruderschaft lossagte, wurden die beiden Auf- Jagen des ersten Werkes, sowie alle anderen Schriften, welche von Eckerlin's Feder herrührten auf Beissel's Befehl unterdrückt und verbrannt .* )
Der Haupt-Titel, das Vorwort und der zweite Titel der Epis- telsammlung erlitten dasselbe Schicksal.
Der zerstörte zweite Titel war auf der 59sten Seite der Original- Ausgabe und Jas :
" Die Wiederherstellung der reinen Paradisischen Menschheit, oder des Jungfränlichen Ebenbildes Gottes, welches in Adam's Schlaf ist verblichen, und in Christi Leiden und Sterben wieder auferweckt worden, vorgestellt in einer Sammlung geistlicher und theosophischer Episteln."f)
*) Chronicon Ephrateuse, Seite 156.
1 ) Dieses Werk umfasste 302 Quarto Seiten.
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Der erste Theil des "Zionitischen Stiffts" erschien ebenfalls in 1745.
Die erste Gesangs-Sammlung, welche im Ephrata-Kloster ge- druckt wurde, erschien im Jahre 1747 und das dazu gebrauchte Papier wurde von den Brüdern in der Ephrata-Papiermuhle an- gefertigt. 1
Der Original-Titel dieser Sammlung ist :
"Das Gesaeng der einsamen und verlassenen Turtel-Taube, nemlich der Christlichen Kirche, von einem Friedsamen und nach der stillen Ewigkeit wallenden Pilger. Und nun zum Ge- brauch der Einsamen und Verlassenen zn Zion gesammelt und an's Licht gegeben." Ephrata, Druck der Bruderschaft im Jahre 1747 .* )
Die Beschreibung des Evangeliums Nicodemi erschien im Jahre 1748 und enthält 88 Seiten in kleinem Format.
Der erste Theil der "Theosophischen Lectionen," welcher 432 Octav-Seiten enthält, erschien im Jahre 1752.
Der erste und zweite Theil von Bunyan's "Eines Christen Reise nach der seeligen Ewigkeit," wurden von der Bruderschaft in 1754 gedruckt und verlegt. (544 Seiten in kleinem Format.)
Fraeme's " Scripture Instructions" wurden im Jahre 1754 von der Londoner Ausgabe in 1713 nachgedruckt und enthielt 162 Seiten in kleinem Format.t)
" Der Nachklang zum Gesang der einsamen Turtel-Taube" erschien im Jahre 1755 und enthält 112 Octav-Seiten ; und das Bruderlied, welches im folgenden JJahre gedruckt wurde enthält 30 Octav-Seiten.
Magister Tobias Wagner's Abschiedsrede an seine Intherische Gemeinden in Pennsylvanien und der Brief des Herrn Martin's wurden in 1760 gedruckt.
Die Geisterseherei schien anel damals die Gemüther zu be- wegen, wie aus einer Flugschrift hervorgeht, welche in 1761 in Ephrata gedruckt wurde.
*) Hiervon existiren mehrere Auflagen.
1) Der Ladenpreis war 1 Shilling.
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Im nächsten Jahre erschienen zwei Flugschriften :
"Es ist noch recht am End," und "Jetzt ist mein vieler Schmerz," , sowie eine vermehrte Ausgabe " Der Gesänge der einsamen Turtel- Taube," welche mit einem groben Holzschnitt verziert ist, wahr- scheinlich das Kunstwerk cines der Ephrata-Brüder .* )
Im Jahre 1763 erschien eine Deutsche Uebersetzung von Barba's Metallurgie unter dem Titel : "Gründlicher Unterricht von den Metallen, darinnen beschrieben wird, wie sie werden in der Erden generirt; und was insgemein dabei findet. In zwei Büchern. Vormals im Spanischen beschrieben durch Albars, Alonzo, Barba, Pfarrherr zu St. Bernhard's Kirchspiel in der Kaiserlichen Stadt Potosi in dem Königreich Peru in West In- dien im Jahre 1664. - Hernach in das Englandische übersetzt durch Edward, Graff von Sanpwich, Anno 1669, und nun um seiner Vortrefflichkeit willen zum Isten Male in's Hoch-Teutsche übersetzt und zum Druck befordert, durch G. R. dieser Kunst betlissenen." Ephrata : Gedruckt durch I. Franz Zeisiger. An- no 1763. 198 Seiten, 12mo. und 1 Stich.
In demselben Jahre erschien : Anthony Beneyet's Werk über die Sklavenfrage in dentscher Sprache. (107 Seiten.)
Mehrere Flugschriften kamen in 1764 von der Ephrata Presse.
Die Brüder in Canegotshikon veröffentlichten: Die Historia des Apostolischen Kampff's - Zehen Bücher ; wie sie der Abdias anfänglich in der hebräischen Sprache beschrieben, Etropius aber in's Griechische, und Julius Africanus in's Lateinische übersetzt haben ; welchem dann Wolfgang Lazius aus alten Seri- benten auch beigefüget hat, das Leben des Apostels Mathaci und des heiligen Marci, Clementii, Cyprianii und Apollonaris ; nun- mehr für einige unpassionierte Liebhaber der Wahrheit in's Deutsche übersetzet; nebst etlichen merkwürdigen Reden Jesu, die man zwar nicht in den Evangelien, aber bei andern bewährten Seribenten findet. Auch der Marter-Geschichte der heiligen und hochberühmten ersten Märtyrin und Apostolischen Jungfrau " Thecla," vormals in Amsterdam, nun aber in Ephrata gedruckt durch die Bruderschaft auf Kosten der Bruder in Canegotshikon im Jahre 1764. 388 Seiten, 16mo.t)
*) Titel-Vorrede + Seiten. Text 329 Seiten nebst Inhaltsverzeichniss uud Anhang.
1) Der Anhang enthält 52 Seiten und führt folgenden Separat-Titel: "Des Jüngsten Nico- demus Evangelium von unsers Meister's und Heyland's Jesu Christi Leyden und Auf- erstehung."
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Die zweite Auflage des "Paradiesischen Wunderspiels" erschien in 1766 und umfasst 472 Quarto-Seiten.
Die erste Ausgabe in 1754 hatte 214 Seiten ; die einzige Copie, welche Ilildeburn davon finden konnte, gehörte früher der Schwester Barbara im Ephrata-Kloster und ist ein merkwürdiges Exemplar. Die Seiten sind beinahe 14 Zoll lang und enthalten in der Regel 6 Drucklinien mit Zwischenraumen von je 3 Zoll zwischen jedem Linienpaar, welche mit Manuscript-Noten für 4 Stimmen ausgefüllt sind. Am Abschluss der musikalischen Phrasen sind oft sehr geschmackvolle Arabesken, meistens Blu- menverzierungen, angebracht.
Die Klöster enthalten viele prachtvoll ausgeführte Mannscripte. In Ephrata befindet sich ein calligraphisches Musterbuch von wahrhaft künstlerischer Schönheit - die Buchstaben des einen Alphabets sind 12 Zoll hoch und reich verziert.
Das Titelblatt trägt folgenden Vers :
"Des Christen A, B, C, Ist Leiden, Dulden, Hoffen, Wer dieses hat gelernt. Der hat sein Ziel getroffen." Ephrata, MDCCL.
Die besten Calligraphen waren die Ordensschwestern Iphigenia und Anastasia ; die letztere war eine Schweizerin und trat als junges Mädchen in's Kloster ein wo sie bedeutende Talente für Musik und Zeichnen entwickelte ; ihr Ordensname war anfang- lich Tabea.
Die junge Nonne hatte sich in einen jungen Deutschen, Na- mens Daniel Scheibly, verliebt, und beschloss den Orden zu ver- lassen um sich mit dem Gegenstand ihrer Liebe zu vereinen. An dem Tage, als die Hochzeit stattfinden sollte, legte sie das weisse Ordensgewand ab und nahm von den Schwestern Abschied ; als sie aber in Beissel's Klause eintrat, um Lebewohl zu sagen, da brach sie zusammen, und erneuerte, in Thränen gebadet, ihr Klostergelübde - dieses Mal - für immer.
Beissel verkündete, dass diese Thränen den Flecken des Ab- falles rein gewaschen hätten und nannte sie von der Zeit an : - Anastasia - die Auferstandene.
Am 6. Juli 1768 starb der Gründer Ephrata's, und wie seine Grabschrift uns mittheilt im 52sten Jahre seines geistigen und 72 Jahre und 4 Monate seines natürlichen Lebens, woraus folgt,
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dass er im März 1696 geboren wurde, und nicht in 1690 oder 91, wie verschiedene Verfasser irrthümlich berichten; demzufolge datirte Beissel das Beginnen seines geistigen Lebens, nicht von dem Taufact im Pequa-Bach, sondern von seiner Hegeira in die Wildniss.
Nach Beissel's Tode wurde Bruder "Suebey" (Johann Peter Miller) zum Vorsteher Ephrata's erwählt und stand an der Spitze des Ordens der " Einsamen " bis zu seinem Tode am 11. Septem- ber 1796; seine Zeitgenossen geben ihm das Zeugniss grosser Ge- lehrsamkeit und Sittenreinheit.
Er übersetzte die amerikanische Unabhängigkeitserklärung in sieben Sprachen und die amerikanische Philosophische Gesell- schaft erwählte ihn als Mitglied.
Miller stand im steten Briefwechsel mit den hervorragendsten Persönlichkeiten seiner Zeit, und Viele wallfahrteten nach dem einsamen Ephrata, um ihn persönlich kennen zu lernen.
Seine wahrhafte Christenliebe tritt durch eine seiner Hand- lungen, während des amerikanischen Freiheitskrieges in's vollste Licht. - Ein Gastwirth, Namens Michael Widmann, welcher in . der Nähe des Klosters wohnte, suchte bei jeder Gelegenheit seinen früheren Prediger zu beleidigen, weil er aus der reformirten Kirche ausgeschieden und sich den Ephratanern angeschlossen hatte; er trieb es sogar einmal so weit seinen ehemaligen Seelen- hirten öffentlich in's Gesicht zu speien.
Widmann wurde als englischer Spion eingefangen und sollte gehenkt werden, als der alte ehrwürdige Vorsteher mit seinen Ordensbrüdern in Washington's Hauptquartier ankam um Gnade für den Verbrecher zu erflehen.
Washington sagte zn Miller, dass Widmann unbedingt ein in- timer Freund von ihm sein musse, da er den langen mühsamen Weg zu Fuss gekommen sei, um dessen Leben zu erflehen.
Nein Herr - war die Antwort - er ist mein Feind - der einzige, den ich auf Erden habe.
Washington wurde durch Miller's Seelenadel so gerührt, dass er Widmann's Freilassung auf der Stelle befahl.
Die folgenden Werke erschienen nach Beissel's Tode von der Ephrata Presse: Gerhard Roosen's Christliches Gemuths Ge- spräch - - - in Frag und Antwort für die ankommende Jugend, wurde in 1769 gedruckt und enthalt 168 Octav-Seiten .* )
*) Die zweite Auflage erschien in 1770 und enthalt 248 Duodez-Seiten.
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Eine Gebetsammlung wurde in demselben Jahre herausgegeben und umfasst 99 Seiten, 12mo. Der Amerikanische Calender für 1772, sowie der Christliche Calender für 1773 (?) wurden in Ephrata gedruckt.
Inwendige Glaubens- und Liebes-Uebung einer Seelen gegen Gott -- --.
Parthenopolis ( Ephrata) gedruckt Anno 1775, vor Jacob Kim- mel, 80 Seiten, 16mo.
Zwei kleine Flugschriften, von je zwei Seiten, scheinen die letz- ten Arbeiten zu sein, welche von der Ephrata Presse kamen, da diese zu gleicher Zeit die einzigen schriftstellerischen Versuche der Grunder der Snowhill Gemeinschaft sind welche im Druck erschienen, so gebe ich die Titel derselben :
" Das Rabengeschrei," durch Bruder Andreas Schneeberger auf Antetum 1776.
" Die Stimme der Turtel- Taube," durch Schwester Barbara Schneeberger auf Antetum 1726.
Nach der Schlacht bei Brandywine am 11. September 1777 wurden 4 bis 500 Schwerverwundete nach Ephrata gebracht.
Mit patriotischer Opferfreudigkeit öffneten die "Einsamen" die Thore des Klosters und waren unermüdlich in ihrem Bestre- ben, die Wunden zu heilen, welche der Söldnerfeind geschlagen.
Die Schule, Druckerei und Papiermühle mussten ihre Thätig- keit einstellen, da die Pflege ihrer Schutzbefohlenen Alle in An- spruch nahm. Die literarische Thatigkeit Ephrata's wurde einst- weilen gelähmt, von der es sich nie wieder erholen sollte.
Vor der Schlacht bei Germantown wurde eine Streifcolonne nach der Ephrata Papiermuhle geschickt um Papier fur Patronen zu requiriren, da aber die Soldaten kein Papier vorfanden, so lu- den sie drei Wagen voll mit Büchern und Manuscripten. Auf diese Weise ging ein grosser Theil der literarischen Schätze Ephrata's für die Nachwelt verloren.
Die Geister, welche durch ihren Feuereifer, Ephrata zum Ze- nith emporzuschwingen wussten, hatten dem Naturgesetze ihren Tribut gezahlt, und während ein freies Volk die junge Republik mit Kanonendonner begrüsste, ging das altersschwache Ephrata seiner langsamen Auflösung entgegen, welches als Klostergemein- schaft nach dem Tode Miller's gänzlich erlosch.
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